#6 DREI Länder in nur ZWEI Tagen
Am zweiten Tag in Wien bin ich morgens zuerst in die Wiener Innenstadt gewandert. Auf der Suche nach meinem Wien-Aufkleber wurde ich ein paar mal ganz schön nass; nicht gerade optimales Wetter um Wien zu erkunden, aber was tut man nicht alles für einen Aufkleber 🙂
Da die Motivation für einen Städtetrip bei solch einem Wetter vermutlich in jeder Stadt recht bescheiden ist, bin ich gegen Mittag zurück ins Hostel und habe noch etwas an meinen Blog-Beiträgen geschrieben. Auch gegen Abend war im Hostel recht wenig los und auch auf meinem 4-Bett Zimmer war ich immer noch der einzige Gast. Das Hostel verordnet selbst eine Nachtruhe ab 22 Uhr, hat aber dann danach (so gegen 00:30 Uhr) doch noch einen Gast auf mein Zimmer einchecken lassen. Die Nächte in einem Schlafsaal im Hostel sind einfach nicht die erholsamsten; man benötigt hier manchmal eine ganz schön hohe Reizschwelle. Nach einer nicht besonders erholsamen Nacht habe ich am nächsten Morgen wieder meine 7-Sachen gepackt und bin nach dem Check-Out in Richtung Bratislava gestartet.
Vom Hostel ging es zunächst ca. 10 km quer durch die Wiener-Innenstadt und über eine Donaubrücke auf den Donauradweg. Nach weiteren 10 km hat dann wiedermal der Regen eingesetzt und ich hab mich kurzerhand unter einer Baumkrone geschützt wieder in meine komplette Regenkleidung geschmissen. Die Schauer war aber diesmal nur von kurzer Dauer. Bei einem kleinen Häuschen am Radweg mit einem kleinen Vordach (evtl. ein Wasserhäuschen oder so etwas ähnliches) habe ich dann meine Frühstückspause eingelegt. Während meiner Frühstückszeit kamen einige Radfahrer vorbei. Unter anderem konnte ich in der Ferne auch jemand heran radeln sehen, der nicht nur hinten, sondern wie ich auch vordere Packtaschen montiert hatte; zudem war er in die gleiche Richtung unterwegs. An den vorderen Taschen kann man meist sofort erkennen, ob ein Radler längere Zeit auf Achse ist oder nur für einen Tag oder einen Kurztrip. Ich hatte noch Müsli und Kaffee in der Hand und so haben wir uns ein kurzes „Hi“ zugerufen. Kurze Zeit nachdem ich wieder im Sattel saß, wurde man über einige Umleitungsschilder etwas vom ursprünglichen Donauradweg weggeleitet. Irgendwo dort muss sich der andere Reiseradler verzettelt haben, denn er kam mir auf einer kleinen Parallel-Straße entgegen.
Die Beschilderung war an der Stelle etwas unklar und auch ich war kurz am rätseln wo es lang geht. Also haben wir uns kurz über die weitere Route abgestimmt und sind dann gemeinsam nach Bratislava (Slowakei) weiter geradelt. Für mich standen an dem Tag ca. 90 km Donauradweg auf dem Programm, was aufgrund dem ebenen und gut ausgebauten Radweg gut zu schaffen war. Pascal, der andere Radler, ist am Morgen ebenfalls in Wien gestartet und hatte sich auch Bratislava als Tagesziel gesetzt. Pascal ist Franzose, hat jedoch seine erste Etappe von Frankreich nach Wien mit dem Bus absolviert, er befand sich also gerade an Tag 1 seiner eigentlichen Fahrradtour. Er sprach ein ausgezeichnetes deutsch und wollte auch zunächst ins Zentrum von Bratislava radeln, um sich dort neu zu organisieren. Der Grenzübertritt von Österreich in die Slowakei war sehr unspektakulär. Es waren lediglich ein paar ehemalige Grenzgebäude zu erkennen, aber weit und breit kein Schild, welches sich für ein Grenzfoto angeboten hätte. Noch etwas enttäuscht vom unscheinbaren Grenzübergang, hatten wir uns im Zentrum zunächst auf einer Bank niedergelassen und ins städtische W-LAN eingeklinkt. Unmittelbar danach ging eine heftige Schauer über uns nieder. Zum Glück stand die Bank unter ein paar großen Bäumen, sodass wir dort mehr oder weniger trocken geblieben sind. WAS FÜR EIN TIMING 🙂 und WELCOME IN BRATISLAVA!
Pascal wollte ursprünglich auf einem Campingplatz am Stadtrand von Bratislava übernachten. Aufgrund des regnerischen Wetters konnte ich ihn zunächst davon überzeugen in einem Hostel zu nächtigen. Nach weiteren 6 km durch Bratislava kamen wir endlich am Hostel an. Kurz: ABSOLUTER FLOP! Der Herr an der Rezeption war nicht gerade sehr geschäftstüchtig und es schien, als wollte er uns überhaupt keine Übernachtungsmöglichkeit anbieten. Der Look des Hostels war zudem eher aus- als einladend. Also wurde Plan B nun wieder zu Plan A und es ging zum ursprünglich von Pascal anvisierten Campingplatz.
Vom Campingplatz wiederum war ich sehr positiv überrascht. Das Wetter spielte die nächsten Stunden auch mit und es gab sogar noch ein paar Sonnenstunden. Da war es natürlich perfekt, dass der Campingplatz direkt an einem Badesee lag, welchen wir kurz nach dem Zeltaufbau natürlich noch für einen Sprung ins kühle Nass genutzt haben. Nach der kurzen Erfrischung habe ich mir zunächst vor meinem Zelt in der Sonne sitzend etwas zum Mittagessen gekocht. Pascal ist noch mit dem Rad los, um ein paar Dinge einzukaufen. Wir hatten davor schonmal kurz darüber gesprochen, am Nachmittag noch die Innenstadt besichtigen zu wollen. Ich hatte nach dem Essen noch einige Zeit auf Pascal gewartet, war mir jedoch dann nicht mehr so sicher, ob er nicht seinen Einkaufstrip schon mit dem Besuch in die Innenstadt verbunden hat. Also habe ich mich dann entschieden noch alleine mit der S-Bahn in die Innenstadt zu fahren. Eingedeckt mit Bratislava-Meilenstein-Aufkleber und slowakischer Flagge bin ich dann kurze Zeit später wieder zurück zum Campingplatz. Auf dem Weg dorthin bin ich noch in einen Supermarkt und habe neben ein paar Lebensmitteln noch zwei Dosen Bier gekauft. Ich hatte gedacht Pascal wäre evtl. wieder auf dem Campingplatz und wir könnten ja noch ein Bierchen zusammen trinken. Auf dem Weg zum Zelt konnte ich bereits erkennen, dass Pascals Fahrrad nicht am Zelt stand und er vermutlich noch auf Tour war. Ein paar Meter näher am Zelt, konnte ich dann jedoch vor meinem Zelteingang eine Dose Bier mit einem Zettel erkennen 🙂 Pascal kam sehr wohl zwischen Einkaufen und Städtetrip nochmal zurück zum Campingplatz, wir haben uns aber wohl zeitlich einfach verpasst. Er hatte den gleichen Gedanken und wollte mit mir ein Bier trinken 🙂
Er hatte auf dem Zettel auch seine Telefonnummer hinterlassen, daher habe ich ihn kurz angerufen und gesagt, dass auf dem Campingplatz noch ein Bier auf ihn wartet, ich aber in der Zwischenzeit schonmal seins trinke 🙂
Die Zeit auf dem Campingplatz habe ich dann genutzt um mein Tagebuch zu füllen; irgendwie muss ich ja die Texte hier nachträglich noch zusammen bekommen. Kurze Zeit später hat es leider wieder angefangen zu regnen und ich hab mich in mein Zelt verzogen, um mit einem von meinen zwei englischen Büchern zu beginnen, welche ich seit Salm mit mir herum fahre. Gegen 21 Uhr kam Pascal zurück. Er hat die Regenschauer zum Teil noch abbekommen, aber das Bier haben wir trotzdem noch getrunken 🙂 Da es immer noch leicht am nieseln war, haben wir dafür einen Tisch unter einem Regenschirm eines Restaurants genutzt. Mit dem letzten Schluck in der Dose wurden wir dann dort aber auch verjagt, da wir nun mal nichts verzehrt hatten. Danach war ich noch schnell duschen und dann ging es ab in den Schlafsack. Heute Morgen noch Österreich, heute Abend Slowakei und morgen Mittag wohl schon Ungarn. Dann kommt man schon etwas durcheinander: Maskenpflicht, Währung, Sprache …
Für mich geht es am nächsten morgen in Richtung Budapest und Pascal radelt bis zum 01.09. weiter durch die Slowakei, Rumänien und evtl. später bis nach Belgrad.
Nach dem morgendlichen Besuch im Bad habe ich angefangen meine Sachen zu packen und mein Zelt noch zum trocknen in der Sonne ausgebreitet. Pascal kam noch auf die Idee ein Foto zu machen, ich hätte vermutlich wieder nicht daran gedacht. Kurz danach hat er sich verabschiedet und für mich ging es mit mittlerweile getrocknetem Zelt noch kurz in die Bratislaver-Innenstadt.
Nach ein paar Fotos mit dem Rad in der Stadt hab ich mich wieder auf dem Donauradweg eingefunden und Budapest anvisiert. Die Grenze nach Ungarn lag um 11 Uhr bereits hinter mir. Auch dieser Grenzübertritt war wieder sehr unscheinbar gestaltet, aber zumindest gab es diesmal ein Schild.
Es war ein sehr sonniger und heißer Tag, so kam es mir sehr gelegen, dass es in fast jedem ungarischen Ort öffentliche Trinkwasserquellen gibt. Man kann kostenlos seine Trinkflaschen wieder auffüllen oder auch mal direkt den ganzen Kopf unters Wasser halten.
Heute standen 121 km auf dem Tacho als ich mich abends an meinem Wildcampspot eingefunden habe. Bis nach Budapest sind es noch 118 km und auch der nächste Tag sollte wieder sehr heiß werden.
Um der Mittagshitze zu entgehen, saß ich um 06:00 Uhr morgens schon wider im Sattel. Ich kam ganz gut voran und hab nach ca. 20 km (kurz nach 07:00 Uhr) meine Frühstückspause eingelegt und währenddessen noch mein Zelt zum trocknen ausgebreitet. Auch wenn es nicht geregnet hat, so reicht der Tau oft schon aus, dass das Zelt am morgen etwas nass ist. Nach ca. 60 km hat plötzlich mein rechtes Knie angefangen zu schmerzen. Als der Schmerz auch nach 10 weiteren Kilometern nicht wegging, habe ich mich dazu entschlossen Budapest erst einen Tag später zu erreichen. Ich habe ja Zeit und hatte auch in Budapest noch keine Unterkunft gebucht.
Ich war gerade in Tatábany angekommen. Da dies die größte Stadt auf meinem Weg nach Budapest ist, hatte ich gedacht das die Chancen hier am besten sind, um eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Die Preise für eine Übernachtungsmöglichkeit mit festem Dach über dem Kopf begannen bei 45 € die Nacht und Campingplatz gab es nur einen. Nach der Entscheidung zum Campingplatz zu radeln, musste ich nach 3 km leider feststellen, dass dieser geschlossen hatte. Da alles andere deutlich mein Tageslimit sprengte, bin ich dann mangels Möglichkeiten weiter Richtung Budapest geradelt. Die kurze Organisationspause in Tatabánya hat meinem Knie zumindest kurzfristig etwas geholfen. Mein Plan war es den nächsten Campingplatz anzufahren, welchen ich auf dem Weg nach Budapest entdecken würde. Aber wie es kommen musste, kam bis Budapest kein Campingplatz mehr. Es war gut das ich kurz vor der Tour noch auf Klickpedale umgestiegen bin, so musste ich mit dem rechten Bein nicht so kräftig ins Pedal treten, sondern konnte das Pedal auch wider mit dem linken Bein nach oben ziehen 🙂 Eine Art anderthalbbeiniger Radfahrer; es war super anstrengend und zudem zeigte mein Fahrradtacho 31,6 Grad Celsius im Schatten. Letztlich hab ich dann bis Budapest durchgezogen und mir unterwegs für die erste Nacht noch ein Hostel gebucht. Die Übernachtung im Hostel kostete mich umgerechnet nur 6,06 €. Das war die mit Abstand günstigste bezahlte Übernachtung bisher und sogar Frühstück war noch inklusive. Auch wenn man hierfür eigentlich nicht viel erwarten konnte, so war das Preis-Leistungsverhältnis wirklich super. Zum Frühstück gab es Kaffee, Müsli, Brot und Marmelade – Was benötigt man als bescheidener Radler denn mehr!?
Pause! Das war es was ich noch brauchte! Nicht nur mein Knie sagte mir das, sondern 3 Länder in 2 Tagen, andere Sprachen, Kronen, Euro, Forint, andere Menschen, etc. Man bekommt den ganzen Tag „Input“. Um Körper und Geist nochmal etwas runter zu fahren, habe ich mir dann abends im Hostel noch 4 Nächte in einem kleinen Apartment mitten im Budapester Zentrum gebucht. 21 € die Nacht, mit eigenem Bad, eigener Küche und da das ganze im Erdgeschoss lag, konnte sogar mein Rad ohne Umstände mit ins Apartment – TIP TOP!
Die nächsten Tage steht also Erholung und hier und da etwas Sightseeing auf dem Programm! Die weitere Route steht noch nicht genau fest, auch dies werde ich die Tage in Angriff nehmen!
4 Gedanken zu „#6 DREI Länder in nur ZWEI Tagen“
Schöne Bilder und ein schöner Blog. Tip Top. Hoffe, deinem Knie geht’s besser. Wünsche dir eine gute Weiterreise mein Freund
Viele Grüße aus der Eifel
Das Knie ist wieder fit. Morgen geht’s weiter von Budapest in Richtung Grenze Serbien/Kroatien.
Gruß nach Nimshuscheid!
Du bist Klasse. Wir drücken die Daumen, das alles wunschgemäß läuft und Du viele schöne Dinge erlebst.
Danke. Bis jetzt läuft alles Bestens!