#5 1.000 KM & es geht weiter …
Tag 2 in Prag.
Am Vormittag habe ich noch die Möglichkeiten im Hostel genutzt, um ein – zwei Sachen am Computer zu organisieren. Denn auch wenn man mit dem Fahrrad auf Reisen geht, so läuft zuhause so einiges weiter und ich muss hier und da auch mal etwas regeln. Da meine Eltern mir aber regelmäßig wichtige Post per E-Mail weiterleiten, ist das zum Glück kein Problem. Daher hier auch mal ein DANKE an Mama und Papa 🙂
Danach ging es dann mit der S-Bahn in die Prager Innenstadt. Die Altstadt hat viele, kleine, verwinkelte Gassen zu bieten, deren Geschäfte überall zum Verweilen einladen. Besonders erwähnenswert ist auch die Karlsbrücke, welche einen auf die andere Seite der Moldau führt, von wo aus man den Aufstieg zur Prager Burg in Angriff nehmen kann. Nachdem man die lange Treppe zur Burg gemeistert hat, wird man dann mit einem super Ausblick über Prag belohnt. All die schönen Ecken von Prag habe ich dann mal genutzt, um meine neue Kamera etwas besser kennen zu lernen. „Blende – Belichtungszeit“, fotografieren ist gar nicht mal so einfach 🙂
Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hostel, bin ich abends nochmal in die Stadt, um Prag auch im Dunkeln mit meiner Kamera einzufangen. Die Karlsbrücke und die Prager Burg im Sonnenuntergang sind sehr beliebte Motive, daher tummelten sich auch noch einige andere Hobbyfotografen dort herum. Unter „Fotos“ findet ihr noch ein – zwei Bilder aus Prag.
Am nächsten Morgen habe ich noch die Postkarten geschrieben, welche ich am Tag zuvor noch in der Innenstadt gekauft hatte. Danach habe ich am Blog weiter gearbeitet und letztlich noch meine Route nach Wien geplant. Allgemein lässt sich aber festhalten, dass der Aufenthalt im Hostel nicht so viele Möglichkeiten bietet um andere Leute kennen zu lernen, wie wenn man mit dem Rad unterwegs ist. Die Hemmschelle einen einzelnen mit voll bepacktem Rad anzusprechen ist vermutlich wesentlich geringer, als irgendjemandem in einem Hostel oder in einer Stadt anzusprechen. Nachdem ich dann abends noch meine Packtaschen alle sortiert und neu gepackt hatte, war ich dann auch froh nach 3 Nächten in Prag am nächsten Morgen wieder auf mein Rad steigen zu können. Mein Körper war mir aber wahrscheinlich sehr dankbar für 3 Nächte in einem richtigen Bett 🙂
Nachdem am nächsten Morgen alle Taschen wieder am Fahrrad montiert waren, habe ich noch meinen Prag-Aufkleber angebracht.
Mit der Sonne im Gepäck ging es dann morgens in Prag los Richtung Wien. Da ich ja keinen Zeitdruck habe, habe ich meine Route kurzfristig nochmals geändert; das neue Zwischenziel hieß Budweis. Tag 13 endete nach 110 km über tschechische Landstraßen beim Wildcampen an einem kleinen See. An Tag 13 habe ich damit auch die 1.000 km überschritten.
Es sind zum Teil Radwege vorhanden, welche ich in Richtung Wien nutzen könnte, aber diese sind in der Gegend oft schlecht ausgeschildert. Zudem bekommt man oft mehr vom Land zu sehen, wenn man direkt von Dorf zu Dorf radelt.
Am nächsten Morgen kam der Bauer, um seine letzten Rundballen von der Wiese einzusammeln; er kam aber nicht zu mir und hat mich in Ruhe mein Zelt einpacken lassen. Wieder im Sattel, kam ich nach ein paar Kilometern an einem Spielplatz mit einigen Bänken und Tischen vorbei. Da hier morgens noch keine Kinder unterwegs waren, habe ich die Möglichkeit genutzt, um zu frühstücken und gleichzeitig mein Zelt zum Trocknen an den Spielgeräten aufzuhängen. Es hatte zwar nicht geregnet, aber der Tau hatte gereicht, damit das Zelt nass wurde. Eine gute halbe Stunde später kamen dann aber doch schon die ersten Eltern mit ihren Kindern und ich habe die Spielgeräte wieder frei geräumt. Da das Zelt aber fast vollständig getrocknet war, konnte ich dieses beruhigt einpacken und weiter radeln.
Hier noch ein paar Bilder vom Wildcampen:
Am Abend und in der nächsten Nacht sollte es wieder kräftiger regnen und da ich über warmshowers keine Übernachtungsmöglichkeit gefunden habe, habe ich mir dann in Budweis spontan eine Unterkunft gesucht. Kurz danach habe ich mir ein Budweiser in Budweis gegönnt 🙂
Der nächste Tag war sehr regnerisch. Es ging also mit Regenjacke bewaffnet von Budweis in Richtung Gemünd. Dort habe ich gegen Mittag die Grenze nach Österreich überquert. Da der Grenzübergang mitten in einem Ort lag, hatte ich hier keine Probleme geeignete Fotografen für ein Grenzfoto zu finden.
Auf österreichischen Straßen ging es dann weiter in Richtung Zwettl. Gerade dort angekommen, habe ich noch ein Reiseradler-Pärchen entdeckt und mich kurz mit ihnen unterhalten. Sie waren gerade dabei sich ein Restaurant zu suchen und ich war auf der Suche nach W-LAN, um den weiteren Tag zu organisieren. Im 12 km entfernten Rastenfeld hatte ich einen Campingplatz ausfindig machen können. Es war zwar immer noch am regnen und sollte auch in der Nacht nicht aufhören, aber man muss ja auch mal die Ausrüstung auf Herz und Nieren prüfen, welche man sich extra für die Tour angeschafft hat. Also ging es im Regen weiter in Richtung Campingplatz. Nach dem Check-In habe ich mein Zelt unter einem kleinen Baum aufgebaut. Der Campingplatzbetreiber meinte, ich könne zwar grundsätzlich mit Karte zahlen, aber das Gerät würde nicht immer funktionieren. Da ich erst seit heute wieder im Euro-Land war, hatte ich noch keine Euro’s in bar bei mir. Sicherheitshalber bin ich dann nochmal mit dem Rad ins 3 km entfernte Rastenfeld, um Bargeld abzuheben. Beim Verlassen des Campingplatzes kam mir noch ein anderer Reiseradler entgegen. Wir haben uns ein kurzes „Hallo“ zugerufen. In meinem Gepäck hatte ich noch ein Radler und dachte mir, dass ich in Rastenfeld noch ein Zweites besorge, um später vielleicht noch mit dem anderen Radler anstoßen zu können. Mit Bargeld und einem zweiten Radler im Gepäck ging es dann zurück zum Campingplatz. Dort angekommen, bin ich direkt mal zu Thomas (dem anderen Reiseradler hin); er war gerade dabei sein Zelt aufzubauen. Wir haben noch ein bisschen gequatscht und uns dann später an einen Tisch unter einem kleinen Vordach gesetzt, um noch gemeinsam etwas zu essen. Thomas ist 24 Jahre, Agrarstudent und hatte als Plan für dieses Jahr eine Europa-Tour mit dem Rad zu machen. Wie bei so vielen Menschen, hat Corona auch seine Pläne durchkreuzt, daher steht bei ihm nun im Sommer eine zweiwöchige Radtour mit Zelt durch Österreich an. Er befand sich sozusagen gerade auf einer Probetour, um seine Ausrüstung zu testen. Da ich mich ja auch vor kurzem erst intensiv mit meiner Ausrüstung beschäftigt hatte, hatten wir reichlich Themen zum quatschen. Nur der Plan mit dem zweiten Radler ging nicht ganz auf, da Thomas kein Alkohol trinkt. Aber wie sagt man: „Haben ist besser als Brauchen“ 🙂 Thomas wohnt aktuell in Wien und war auch auf gerade auf dem Weg zurück dorthin. Er hatte zwar ursprünglich nicht vor die Tour an einem Tag zu machen, aber nach ein bisschen Hin- und Her, was die morgige Route anging, haben wir uns dazu entschlossen am nächsten Tag gemeinsam bis nach Wien zu radeln. Er hatte noch auf dem Plan sich unterwegs eine alte Ruine anzusehen; diesen Plan habe ich dann zunächst auch mal zu meinem gemacht. Mit anderen Leuten zusammen radeln zu können, geht nun mal eindeutig vor KM-Abspulen. Nachdem der Plan stand, ging’s nochmal zum Zähneputzen und dann ins Zelt.
Am nächsten Morgen bin ich um 06:45 Uhr aus dem Zelt und war erstmal erfreut, dass außer das Zelt selbst noch alles trocken war, denn es hatte bis kurz vorm Aufstehen noch geregnet. Nachdem ich die Taschen wieder am Rad angebracht hatte und alles soweit verstaut hatte, gab es erstmal ein Frühstück aus Kaffee und Müsli mit Apfel und Banane für die anstehende, lange Tagesetappe. Das Zelt hab ich noch versucht so gut es ging zu trocknen, aber letzten Endes dann doch nass eingepackt. Gut gestärkt und mit allem an Bord ging es dann in Richtung Wien. Die morgendliche Regenpause war jedoch schnell vorbei und es wurde wieder höchste Zeit seine Regenjacke anzuziehen. Da das Wetter wirklich schlecht war und die Tagesetappe bis Wien sehr lang, haben wir unterwegs dann entschieden auf die Besichtigung der Ruine zu verzichten und sind dann zunächst in Richtung Krems an der Donau geradelt. Bis ca. 11 km vor Krems hat uns der Regen noch etwas in Ruhe gelassen, aber dann kam plötzlich eine heftige Schauer. Wir hatten zunächst einfach rechts an einer viel befahrenen Straße angehalten, um uns die Regenjacke wieder anzuziehen. Eine Minute später war der Regen so heftig, dass wir dann zu einem in Sichtweite gelegenen Lidl gefahren sind, um uns unter dem Vordach unterzustellen. Dort hat uns ein Mann gefragt: „Wart ihr das, die da oben am Straßenrand im Regen standen?“ Wir: „Ja!“ Er ergänzte: „Ich habe nur gedacht, DIE ARMEN!“ 🙂
Unter dem Vordach vom Lidl haben wir uns dann die komplette Regenmontur angelegt; d.h. Regenjacke, Regenhose und Überschuhe. Dann ging es weiter bis nach Krems. Dort angekommen, hatten wir zunächst etwas Schwierigkeiten, durch die Stadt hindurch zum Donau-Radweg zu finden. Den Donau-Radweg erreicht, hatten wir die ersten 75 km des Tages hinter uns; die gleiche Distanz lag aber auch noch vor uns.
Von hier an hat es immer wieder etwas genieselt, die nächste kräftige Schauer blieb uns aber zum Glück erspart. Unsere Pause um die Kocher anzuwerfen, hatten wir zunächst auf einer Bank im Freien begonnen, aufgrund der bedrohlich dunklen Wolken sind wir dann aber doch unter eine Brücke umgezogen. Da saß ich also nun mit jemandem, den ich noch keine 24 Stunden kannte, unter einer Brücke an der Donau und kochte mir Reis zum Mittagessen. Glaube mit Thomas hätte ich noch eine Weile weiter radeln können, aber sein Endziel war nun mal seine aktuelle Heimat Wien. Nach ein paar weiteren Kilometern im Sattel haben wir dann nochmal unsere Regenmontur abgelegt, endlich wieder frische Luft an Beinen und Armen; super Gefühl! In Wien angekommen ging es noch zusammen bis in die Innenstadt. Unterwegs haben wir noch zwei Personen als Fotograf eingespannt und uns dann von einander verabschiedet. DANKE Thomas, trotz Regen eine coole Tagesetappe! Viel Spaß auf deiner Österreich Tour – schick mal ein paar Bilder!
Bei meinem Hostel angekommen, standen zunächst die mittlerweile fast routinemäßigen Aufgaben an: Wo kann ich mein Fahrrad sicher parken, wo kann ich meine Wäsche waschen, etc.. Diesmal habe ich mir extra ein Bett in einem Schlafsaal gebucht, um eher andere Leute zu treffen; leider war aber außer mir niemand da. Naja, vielleicht am nächsten Tag!
Nach einem abendlichen Besuch in einem nahegelegenen Waschsalon (dieser war etwas günstiger als das Hostel selbst 🙂 ) hab ich dann meine Wäscheleine quer durch das Hostelzimmer gespannt und mein Zelt zum Trocknen aufgehangen. Da sonst niemand da war, hat es ja auch niemanden gestört. Es war bisher die eindeutig längste Tagesetappe mit insgesamt 158 km.
Am nächsten Tag steht Wien auf dem Programm und damit hoffentlich auch ein zweiter Meilenstein-Aufkleber 🙂