#11 Wieder zurück im Lande …
Meine letzte Unterkunft in Italien lag zwischen dem Zentrum und dem Flughafen von Bari. Bis zum Strand waren es nur rund 200 Meter und so habe ich den Tag nochmal für einen Sprung ins Meer genutzt. Nachdem ich wieder aus dem Wasser heraus war, habe ich mich gefragt, wo ich eigentlich mein Handy hingelegt hatte? Mit der schlimmsten Befürchtung fasste ich an die Tasche an meiner Badehose – Schei……!!! Mein iPhone hat soeben das Seepferdchen gemacht 🙁 Auch der Schlüssel der Unterkunft war noch in der Tasche – Oh man! Aber noch Glück im Unglück, denn beides war zumindest noch da und lag nicht irgendwo auf dem Meeresgrund. Das iPhone war sofort aus und ging auch nicht mehr an. Es war passiert und ich konnte es nicht mehr ändern. Das Handy habe ich abgetrocknet und erstmal zum trocknen in die Sonne gelegt; später in der Unterkunft habe ich es dann in trockenen Reis gelegt (lt. Internet soll das wohl helfen die Feuchtigkeit aus dem Smartphone zu bekommen). In den letzten Wochen hatte ich mich ziemlich daran gewöhnt mittels Smartphone Dinge zu organisieren und vor allem mich zurecht zu finden und zu navigieren. Jetzt musste ich erstmal ohne klar kommen.
Am Nachmittag kam auch Petra in Bari an und da ich ja noch mein Notebook und W-LAN in der Unterkunft hatte, haben wir uns noch mittels Facebook auf einen Kaffee und ein Bier in der Stadt verabredet. Da ich kein Handy hatte, mussten wir vorab einen Zeitpunkt und einen Ort ausmachen und das in einer Stadt, die man nicht kennt. Da man mittlerweile so daran gewöhnt ist immer und überall erreichbar zu sein, war das irgendwie ein seltsames Gefühl. Aber es hat funktioniert 🙂
Am nächsten Morgen hab ich mir am Notebook in der Unterkunft ein paar Fahrradläden in der Stadt herausgesucht und mir von Hand eine Skizze angefertigt, um die Läden später wieder finden zu können. Mein Plan war es, für meinen Flug so einen Fahrradkarton zu ergattern, in denen die Händler die neuen Räder bekommen. Von den fünf Läden hatten jedoch vier Geschäfte Montags geschlossen und der letzte hatte keine Kartons. Zum Glück konnte mir im letzten Geschäft ein anderer Kunde den Weg zu einem Geschäft erklären, welches sich auf Verpackungen spezialisiert hat. Und tatsächlich, dieses Geschäft hatte noch genau einen Fahrradkarton da. Der Karton war riesig und da ich mit dem Rad unterwegs war, war der Karton nicht so einfach zu transportieren. Ich habe mir mit dem Taschenmesser ein Loch in die Seite geschnitten und den Karton dann während der Fahrt mit einer Hand gehalten. Bei den Windböen an der Küste war das nicht immer ganz so einfach, aber die rund 4 km zur Unterkunft habe ich geschafft.
Inmitten der Kartonsucherei hatte mich Kristina auf Englisch angesprochen. Sie hatte gerade nach einem Weg gesucht, um in Bari auf die andere Seite des Hauptbahnhofs zu gelangen. Da überall Baustellen waren, hatte ich gerade dasselbe Problem. Da Ihr Englisch irgendwie deutsch klang, habe ich direkt mit einer Gegenfrage geantwortet und gefragt wo Sie herkommt. Sie kommt ursprünglich aus der Ukraine, lebt aber in Luxemburg und spricht deutsch. Da wir dasselbe Problem hatten, haben wir uns dann zusammen durchgefragt und auf die andere Seite des Bahnhofs durch geschlagen. Kristina war gerade mit Auto und Fahrrad auf einem kleinen Roadtrip durch Italien. Wir sind noch eine Weile zusammen durch die Stadt spaziert und haben uns später noch auf einen Kaffee in der Stadt verabredet. Da ich immer noch kein Handy hatte, wurden Uhrzeit und Treffpunkt wieder vorher genau festgelegt 🙂 Ich hatte es gerade so geschafft meinen Karton in die Unterkunft zu bringen und dann rechtzeitig am vereinbarten Treffpunkt zu sein; Piazza del Ferrarese – mitten in Bari!
Schon verrückt: Ich bin das erste mal in Bari und kenne weder die Stadt noch irgendwelche Leute. Trotzdem konnte ich mich an 3 Tagen mit 3 unterschiedlichen Leuten in der Stadt verabreden. Das sind die schönen Dinge am Reisen! 🙂
Am nächsten Morgen ging es für mich von der Unterkunft rund 9 km zum Flughafen. Mit dem bepackten Fahrrad und dem Karton war es nicht ganz so einfach und ich bin den größten Teil gegangen.
Am Flughafen angekommen habe ich vor dem Terminal dann erstmal mein Bike zerlegt.
Pedale ab, Gepäckträger vorne ab, Vorderrad ab, Lenker ab und quer hängen, Sattel runter, Luft aus den Reifen (da diese wohl sonst im Flieger platzen). Den Karton habe ich dann möglichst klein angepasst und mit zuvor gekauften Klebeband verschnürt. Meine Radtaschen habe ich in zwei große schwarze Müllbeutel gepackt und diese mit Frischhaltefolie einfoliert. Das hält genauso gut wie die Folie von den Foliermaschinen am Flughafen und 50 Meter Frischhaltefolie kosteten mich nur 90 Cent.
Nach der Verpackungsorgie habe ich mich noch im McDonalds nieder gelassen und später mein Gepäck erfolgreich aufgegeben. Da ich ja immer noch ohne Handy unterwegs bin, hatte ich nur mein Notebook um meine Boardkarte zu zeigen. Gerade beim Boarding war das doch etwas umständlich – naja, es hat funktioniert.
Der 2,5 Stunden Flug war eigentlich relativ ruhig, nur aufgrund eines sehr aktiven Kindes vor mir, hab ich nicht wirklich Schlaf gefunden. Am Flughafen in Dortmund musste ich erstmal feststellen, dass aufgrund Corona keine Tolley’s mehr zur Verfügung gestellt werden. Ich hatte dann der Polizei erklärt, dass ich nicht alles auf einmal tragen könne und gefragt ob ich daher mehrmals rein und aus könne, um mein Gepäck zu holen. Antwort: „Nein, das ist ein Sicherheitsbereich, das geht auf keinen Fall!“ Na klasse! Also bin ich dann 4-mal vom Gepäckband zur Ausgangstür des Sicherheitsbereiches und habe zunächst alles dort abgelegt. Dann habe ich auf den nächsten Flughafenmitarbeiter gewartet und ihn eingespannt, doch bitte kurz für mich in der elektronischen Tür stehen zu bleiben, damit ich mein Gepäck aus dem Sicherheitsbereich ziehen könne. DANKE an den netten Herrn!
Kurz darauf wurde mir erklärt, dass mein Flug der letzte an dem Tag war und die Türen des Flughafens um 24:00 Uhr schließen würden. Ich hatte aber keine Lust darauf, 4-mal durch das komplette Flughafengebäude zu laufen um mein Gepäck vor 24 Uhr daraus zu schaffen. Also habe ich mich dazu entschieden mein Rad möglichst in Rekordzeit im Flughafengebäude zusammen zu bauen und dann mit allen Taschen am Rad nach draußen zu schieben. Um 23:45 Uhr habe ich den Flughafen verlassen 🙂
Nun musste ich zum Hauptbahnhof in Dortmund kommen, ohne jegliche Navigation. Mittels Durchfragen bei Tankstellen und Taxifahrern habe ich den Weg aber ganz gut finden können und bin dann mitten in der Nacht rund 10 km zum Hauptbahnhof geradelt. Mein Zug ging aber erst um 04:55 Uhr und so musste ich am Hauptbahnhof noch einiges an Zeit totschlagen.
Die Bahn zeigte sich an diesem Tag von Ihrer „besten“ Seite! Glücklich endlich im Zug zu sein, wurde meine Fahrt jedoch nach rund 1,5 Stunden wieder beendet. Aufgrund eines Einsatzes auf den Gleisen war in Bielefeld zunächst Endstation „Alle aussteigen“. Um meinen Anschlusszug nach Berlin nicht zu verpassen, habe ich im Reisezentrum der Bahn nachgefragt, wie ich mich verhalten solle. Die Bahn hat dann versucht mich über Paderborn zu schicken. 20 Minuten hinter Bielefeld jedoch erneut Endstation aufgrund eines Stellwerkfehlers „Der Zug fährt zurück nach Bielefeld.“ Zurück in Bielefeld bin ich wieder ins Reisezentrum und man teilte mir mit, der ursprüngliche Weg sei nun wieder frei. Zurück auf dem Bahngleis stellte ich jedoch schnell fest, dass der mir nun zugewiesene Zug so viel Verspätung hat, dass ich meinen Anschlusszug nicht mehr erreichen würde. Ihr ahnt es; es ging wieder zurück ins Reisezentrum. Nun hat mich die Dame auf Gleis 5 geschickt; dort angekommen stellte ich anhand des Abfahrtplans dann selber fest, dass die Dame sich vertan hat und der mir neu zugewiesene Zug von Gleis 3 fährt. In den Zug auf Gleis 3 bin ich dann eingestiegen. Dieser hatte jedoch dann nachfolgend wieder so viel Verspätung, dass ich meinen Anschlusszug ab Bad Oeynhausen letztlich doch verpasst hab. Im nächsten Reisezentrum hat man es nicht geschafft mir einen neue IC Verbindung mit Fahrrad zu zuordnen. Letztlich bin ich dann mit Regionalzügen über Umstiegspunkte in Braunschweig und Magdeburg um 17 Uhr in Berlin angekommen. Und dieses ganze Bahnchaos, das hin und her zwischen den Gleisen und dem Reisezentrum, durfte ich mit einem 50 Kilo schweren Fahrradvehicle bewältigen. DANKE liebe Bahn! Ihr habt meine Erwartungen erfüllt – das schafft nicht jeder! 🙂 Zumindest gab es die hälfte des Ticketpreises zurück und ich habe während der Bahnfahrten ein paar andere nette Radler getroffen.
Im Hotel in Berlin bin ich dann nach einer Dusche nur noch ins Bett gefallen und hab bis morgens durch geschlafen 🙂
Da mein Handy sich immer noch nicht einschalten ließ und wohl vollständig hinüber ist, habe ich den ersten Tag in Berlin genutzt, um mir ein neues Smartphone zu zulegen und dieses neu einzurichten. Erst nach ein paar Tagen ohne Smartphone wird einem mal klar wie abhängig man davon ist; auch Dinge wie Onlinebanking waren ohne Smartphone nicht mehr möglich. Der Kauf, Download und Einrichtung aller Apps dauerte bis zum späten Nachmittag. Am nächsten Tag stand dann BERLIN auf dem Plan: Checkpoint Charly, Brandenburger Tor, Siegessäule, Reichstag, Museum „The Wall“, etc. Zudem habe ich es endlich geschafft ein neues Kettenblatt zu erwerben. DANKE an das Radgeschäft OSTRAD – Super Beratung!
Am Samstag fand dann in Berlin die riesige Anti-Coronamaßnahmen Demo statt. Da ich noch nie zuvor auf einer Demonstration war und mich zumindest in einem Punkt mit der Masse identifizieren konnte, habe ich mir gedacht: „Da mach ich mal mit!“ Lt. dem was ich so gehört habe, war es wohl die größte Friedensdemo der europäischen Geschichte. Wenn ich das mit der Masse bei Rock am Ring vergleiche, dann weiß ich nicht wie die Medien nur auf 38.000 Leute kommen. Mein Schnittpunkt mit der Masse ist, dass ich nicht damit einverstanden bin, wie und was unsere Medien über Corona berichten. Da ich ja hier keine politische Seite betreibe, gehe ich da hier mal nicht so tief drauf ein (nach Gefühlslage könnte ich gerade ein Buch darüber schreiben 🙂 ). Aber das, was nach der Demo am 29.08.2020 in den üblichen Medien wie ARD, ZDF, ntv, Bild, etc. gezeigt wurde, ist zu 80% aus dem Zusammenhang gerissen und einfach falsch dargestellt. Leider konzentrieren sich die Medien mit 90% ihrer Zeit auf die 0,5% der Demonstranten, die mit der eigentlichen Demo nichts zu tun hatten. Genau diesen Idioten schaffen sie damit die Bühne, die sie haben möchten. Die Demo die ich erlebt habe war super und es war schön das mal zu erleben. 🙂 Tolle Erfahrung auf meiner Reise!
Am letzten Tag in Berlin habe ich nochmal die Stadt erkundigt, Wäsche gewaschen, ein bisschen am Rad geschraubt, am Blog geschrieben und die weitere Tour geplant. Es geht zunächst weiter auf dem Radweg „Berlin-Kopenhagen“. Vorerst geht es voraussichtlich bis nach Rostock; ob ich eventuell noch weiter Richtung Norden reise (reisen darf) muss ich dann mal schauen. Nach den ganzen Sonnentagen im Süden muss ich mich auch erst nochmal ans deutsche Wetter gewöhnen 🙂
4 Gedanken zu „#11 Wieder zurück im Lande …“
Hallo, Stefan, eine ganz schön abenteuerliche und kräftezehrende Tour zurück nach Deutschland. Aber ein echter Eifler steht das durch. Wir wünschen Dir, dass Du von Berlin aus trotz Corona noch eine ausgiebige Rundtour gestalten kannst. Bei uns gibt es gleich Zwiebelkuchen und wir heben schon mal die Gläser auf Dein Wohl!! LG
Zum Wohl! Ein paar hundert Kilometer hab ich nun ab Berlin schon wieder hinter mir! Gruß aus Hamburg!
Bewundernswert, Pätti…halte durch!!!
Du kommst bestimmt noch weiter!
Ich denke an Dich! Angelina 🙂
Danke Lina 🙂