#9 Neues Reiserad :-) und neues Land!?
Da ich meine Vermieterin davon überzeugen konnte mir das Apartment für nur 30 € die Nacht zu überlassen, habe ich entschieden noch 2 Nächte länger in Zadar zu bleiben. Die Altstadt und die Küste sind einfach super schön, also warum nicht! Sowohl von meiner Vermieterin als auch bei Facebook wurde mir empfohlen den Ort Nin und den schönen Sandstrand dort zu erkunden. Also ging es am Mittwoch per Rad rund 15 km von Zadar nach Nin, wo ein super schöner Sandstrand auf mich wartete. Das Wasser ist dort sehr flach und man kann sehr weit draußen immer noch problemlos stehen. Auf dem Rückweg zum Apartment in Zadar war ich noch kurz einkaufen und hab dann im Apartment meine weitere Route geplant.
Der ursprüngliche Plan von Kroatien über Montenegro und Albanien bis Griechenland zu radeln ist leider aufgrund von Corona nicht mehr möglich. Daher habe ich mir überlegt weiter bis nach Dubrovnik (immer noch Kroatien) zu radeln und dann von dort mit der Fähre nach Bari (Italien) überzusetzen. Der neue Plan war relativ schnell gefasst, sollte aber wie sich später herausgestellt hat, nicht solange halten.
Auf den letzten Kilometern konnte ich feststellen, dass meine Kette auf den vorderen Kettenblättern oft etwas rutschte. Da ich eine Ersatzkette dabei hatte, hab ich dann gegen Abend noch an meinem Rad die Kette gewechselt. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel in die Tiefe gehen, aber da ich beim Wechseln der Kette einen Fehler gemacht hatte, benötigte ich noch eine andere Zange, um den Fehler wieder zu beheben 😊 Der nächste Baumarkt (ein Bauhaus) war 2 km entfernt, also bin ich am Abend noch schnell zu Fuß dorthin und habe mir eine kleine Rohrzange zugelegt. Aber leider war das Problem mit der neuen Kette noch nicht ganz behoben, denn auch das vordere mittlere Kettenblatt muss ich aufgrund der hohen Abnutzungsspuren austauschen.
Am nächsten Morgen bin ich dann in die Innenstadt von Zadar und habe in vier verschiedenen Fahrradgeschäften versucht ein neues Kettenblatt zu ergattern; doch leider ohne Erfolg. Irgendwo zwischen den verschiedenen Fahrradgeschäften bin ich dann Jeff begegnet. Er kam mir zu Fuß mit seinem Hund Tyron entgegen und hat mich dann sofort angesprochen. Jeff ist Franzose, 30 Jahre alt und ist zu Fuß mit seinem Hund vom Genfer See bis nach Zadar gewandert. In Zadar hatte er jedoch den Entschluss gefasst auf’s Fahrrad umzusteigen und da er jedoch keine Ahnung von Fahrrädern hatte, hat er mich gefragt, ob ich Zeit und Lust hätte ihm dabei zu helfen. Obwohl mein Rad zu dem Zeitpunkt keine Taschen trug, konnte er an meinen Meilensteinaufklebern erkennen, dass ich ein Reisender bin. Super cool, wofür ein paar Aufkleber doch gut sind 😊
Da ich mir ja schon vor der Reise vorgenommen hatte in solchen Situationen „JA“ zu sagen und ich zudem auch noch Zeit und Lust hatte, sind wir dann also zusammen los, um Jeff innerhalb eines Tages eine passable Radreiseausstattung zu besorgen.
Ich konnte irgendwann nicht mehr zählen, wie oft wir in welchem Radgeschäft waren, aber ich glaube es wäre an der Zeit gewesen uns bei den Verkäufern mit Vornamen vorzustellen 😊
Am Ende des Tages hatte Jeff ein neues Rad, Helm, Ersatzschlauch, Getränkehalter, Öl für die Kette, Multifunktionswerkzeug und 4 Fahrradtaschen. Des Weiteren hatte er für seinen Hund Tyron noch einen Anhänger bestellt, der war leider nicht vorrätig. Die Auswahl an Teilen in Zadar war recht begrenzt, aber ich denke dafür haben wir das ganz gut hinbekommen. An meinem Rad hat sich übrigens nichts geändert, aber vielleicht hat die Überschrift ja den Spannungsbogen erhöht. 😊 Ihr werdet es mir verzeihen …
Da Jeff für die nächste Nacht noch keine Unterkunft hatte und ich für die eine Nacht noch ein ganzes Apartment hatte, habe ich ihn kurzer Hand noch eingeladen, dass er die Nacht auf der Couch verbringen könne. Nun war also ich mal in der Rolle des Gastgebers. Im Apartment wurde dann noch sein Rad zusammengeschraubt und abends noch ein Bierchen getrunken. Es macht schon Spaß in Fahrradgeschäften shoppen zu gehen, wenn man nicht bezahlen muss 😊
Am nächsten Morgen haben wir noch zusammen gefrühstückt und haben uns dann kurz nach dem Check-out voneinander verabschiedet. Jeff musste ja noch auf seinen bestellten Anhänger warten und meine Zeit in Zadar war vorbei und ich wollte weiter. @Jeff: Enjoy your Life!
Mein Weg führte weiter Richtung Süden und wie auch die letzten Tage hatte ich bestes Wetter und immer noch 30 Grad aufwärts. An einer Kreuzung zog ein kleiner Traktor vor mir raus und ich hab die Chance genutzt, um ein paar Kilometer im Windschatten zu fahren; bei den ganzen Taschen spürt man das deutlich!
Bei einem kleinen Aussichtspunkt vor einer Brücke habe ich eine schattige Stelle entdeckt und dort für eine kleine Pause angehalten. Ein paar Minuten später kam ein Rennradfahrer aus entgegengesetzter Richtung und hat mir auch direkt „hello“ gesagt. Davor (–> bin mir nicht sicher ob man den Namen so schreibt) aus Zagreb war dabei Kroatien an der Grenze entlang zu umrunden. Er konnte mir noch ein paar gute Tipps für den weiteren Streckenlauf geben und war total begeistert von meiner Reise. Solche Begegnungen sind einfach klasse und geben einem viel Kraft und Motivation für die nächsten Kilometer. Ein spontanes Foto musste natürlich auch sein 😊
Ca. 20 km weiter habe ich dann einen Campingplatz angefahren und mich nach Möglichkeiten und Preisen für eine Übernachtung erkundigt. Die Dame hat doch tatsächlich umgerechnet 36 € von mir für eine Übernachtung in meinem Mini-Zelt verlangt; total überzogen! Nur 1 km weiter habe ich dann einen Campingplatz für nur 10 € die Nacht gefunden; der Preis war mehr als in Ordnung.
Abends habe ich mich dann nochmal über die aktuelle Corona-Lage informiert und gelesen, dass Österreich seine sich in Kroatien befindlichen Bürger aufgefordert hat, das Land zu verlassen und nach Österreich zurück zu kommen. Andere Länder wären wohl am überlegen Kroatien auf die Liste der Risikogebietsländer zu setzen, was wiederum bei Einreise eine Quarantänepflicht auslösen würde. Italien hat wohl einen Coronaschnelltest bei Ankunft aus Kroatien eingeführt. Wie ihr seht zieht sich die Corona-Schlinge um mich herum leider immer weiter zu. Nach meiner Recherche und meinem Wissensstand zu diesem Zeitpunkt, wäre es nur noch eine Frage der Zeit, wann diverse Länder die Beschränkungen für Einreisende aus Kroatien verschärfen würden. Um nicht in eine 14-tägige Quarantäne zu müssen, habe ich mir daher überlegt schon von Split nach Ancona (Italien) überzusetzen.
Am nächsten Tag ging es dann weiter bis in die Innenstadt von Split. Dort habe ich auf der Promenade in einem Cafe eine Reiseradlerin neben ihrem Rad sitzen sehen und habe sie direkt mal angesprochen. Petra ist um die 50 Jahre alt und kommt ebenfalls aus Deutschland. Sie ist auch mit dem Rad in Deutschland gestartet. Petra hatte sich auch den Plan zurecht gelegt, mit der Fähre von Dubrovnik nach Bari zu reisen, war aber auch von der sich zuspitzenden Coronasituation etwas verunsichert. Bei einem Kaffee haben wir dann zusammen überlegt, welche Optionen uns bleiben. Dubrovnik würde ich in zwei bis drei Tagen erreichen. Selbst wenn ich noch ein paar Badetage auf einer kroatischen Insel einbauen würde, dann wären meine Tage in Kroatien nach einer weiteren Woche gezählt. Einzige Option weiter zu reisen ist momentan nach Italien überzusetzen und das aufgrund der immer strenger werdenden Reisebeschränkungen besser früher als später. Corona könnte meiner Reise also bereits jetzt ein Ende setzen. Ob die Einreise in Italien zur zeit noch gelingt, kann einem leider keiner so wirklich sagen. Die deutsche Botschaft in Italien antwortet mir nicht und die Aussagen von den Fährgesellschaften im Hafen von Split reichen von „Du musst 14-Tage in Quarantäne“ bis „Es gibt überhaupt keine Kontrollen“. Na super! Alternativ hätte ich noch die Option gehabt von Split einen Flug nach Berlin zu nehmen und dann von dort nachhause zu radeln, aber dann wäre die Reise schon vorbei.
Ohne zu wissen was mich in Italien erwartet, habe ich mir dann abends ein Ticket für die Fähre von Split nach Ancona gebucht. Hierbei ist mir auch mal bewusst geworden, dass ich nun seit 1,5 Monaten in keinem öffentlichen Verkehrsmittel oder Auto mehr saß; das gab es mindestens seit meinem 18. Lebensjahr nicht 🙂 Petra kam übrigens nach langem hin und her überlegen irgendwann auch zu dem Ergebnis und hat sich ebenfalls einen Platz auf der Fähre gesichert. Nach meiner Nacht in Split in einer kleinen privat geführten Unterkunft bin ich dann morgens zur Rezeption der Fährgesellschaft und hab schonmal meine Boardingkarten abgeholt, damit ich abends nicht noch anstehen muss. Für die Fahrt nach Italien musste ich auch noch ein Dokument unterzeichnen, dass ich mit den Covid-19 Bestimmungen in Italien einverstanden bin. Zudem musste ich eine Adresse für eine eventuelle Isolation angeben; hier habe ich mit Petra beschlossen, dass wir einfach mal die Adresse des nächsten Campingplatzes angeben 😊 Ich hätte nie gedacht, dass ich mir mal Gedanken darüber machen muss, ob ich nach Italien einreisen darf. Man hat die Reisefreiheit bisher immer als selbstverständlich angesehen.
Der letzte Tag in Split war wirklich super schön. Auf einem kleinen Flohmarkt wurde ich von einem Verkäufer angesprochen, er konnte sogar ein bisschen deutsch. Später am Hafen hat mich ein italiensicher Skipper angesprochen, welcher gerade ein Segelboot von Italien nach Kroatien umgesetzt hatte. Ich glaube mittlerweile sehen mein Rad und ich so abgewetzt und nach Weltenbummler aus, dass die Leute einfach neugierig werden und auf einen zu kommen.
Nachdem ich mich mit Petra zwischendurch nochmal in der Stadt getroffen hatte, haben wir uns später wieder vor der Fähre getroffen und sind dann zusammen auf’s Schiff. Meine Temperaturmessung beim Boarding zeigte 35,9 Grad, also dufte ich an Board.
Während ich diese Zeile hier schreibe, sitze ich gerade draußen auf der Fähre und genieße die Meeresluft. Am Horizont kann man immer wieder ein paar Lichter erkennen und es herrscht trotz Corona eine super Stimmung an Board. Es liegen nun 11,5 Stunden Fährfahrt vor mir und dann mal sehen ob ich durch Italien radeln darf oder ob meine Reise eventuell ein schnelles Ende findet.
2 Gedanken zu „#9 Neues Reiserad :-) und neues Land!?“
Deine Berichte sind so toll – wäre echt schade wenn dein Abenteuer wegen 💩Corona frühzeitig beendet würde . Besonders die Begegnung mit Tayron 🐕da geht mir mein Herz auf 😉
Wenn das das vorzeitige Ende sein sollte, hattest aber einen sehr schönen Abschluss 🙂 wo du nette Leute getroffen und helfen konntest.
Ist das das ganze Gepäck von der Petra , sieht so wenig aus !?
Drück dir Daumen das die Reise noch nicht vorbei ist!