#4 Neues Land: Tschechien!
Bei der gestrigen Ankunft in Tschechien habe ich nicht wirklich viel vom Land sehen können. Es war den ganzen Tag am regnen und ich war froh, als ich in meiner Unterkunft in Cheb (deutsch: Eger) ankam.
Noch bevor ich aufgestanden war, hatte mein Handy schon diverse Male geklingelt. Es war mein Geburtstag, den ich glaube ich zum ersten mal außerhalb Deutschland verbrachte. Es war gut das ich in der Unterkunft noch W-LAN hatte, so konnte ich zumindest jedem kurz antworten (hoffe das ich niemanden vergessen habe). Meine Eltern und Angelina hatten mir vor dem Start der Reise noch jeweils einen Umschlag mitgegeben, welche ich erst am Geburtstag öffnen sollte. Sehr gute Ideen, DANKE dafür!
Kurz darauf hat mir Katrin, mein warmshowers Kontakt aus Karlovy Vary (deutsch: Karlsbad) geschrieben und bestätigt, dass ich gerne am Abend bei Ihnen unterkommen könnte. Die Strecke habe ich mir heute zur Feier des Tages bewusst etwas kürzer geplant, so dass ich mir etwas mehr Zeit lassen kann, um Land und Leute zu entdecken. Bevor ich in Cheb gestartet bin, habe ich mir noch schnell ein paar Worte tschechisch angeeignet, damit ich zumindest einigermaßen höflich durch das Land komme; so etwas wie Bitte, Danke und Hallo! Letzteres ist recht einfach: Hallo = Ahoj 🙂
Die Strecke führte mich heute den ganzen Tag am Fluss Eger entlang bis nach Karlsbad. Die Route war, zumindest was die Steigung betrifft, recht einfach, jedoch bestehen tschechische Radwege auch des Öfteren mal aus einfachen Waldwegen. Nach dem Regen von gestern, haben somit auch einige Schlammlöcher auf mich gewartet, durch welche ich notgedrungen durch musste. In Karlsbad angekommen war mein Rad ganz schön versaut. Meine Versuche das Rad mit Wasser aus dem Eger zu säubern waren nicht wirklich von Erfolg gekrönt; naja, wenn der Schmutz mal wieder getrocknet ist, wird er wohl irgendwann wieder abfallen.
Auch in Karlsbad konnte ich trotz sehr energischem Suchen und Durchfragen keinen Aufkleber für mein Rad ergattern. Es gab lediglich Aufkleber von Prag, aber diesen kaufe ich mir auch erst in Prag; gepfuscht wird nicht 🙂 ! Anstatt Aufkleber habe ich mir eine kleine tschechische Flagge besorgt; muss mal schauen wie ich diese am Rad anbringe!
Kurz nach der Ankunft in Karlsbad hatte ich dann auch den ersten Defekt am Rad. Die Feder im vorderen Seitenständer hatte sich verklemmt, sodass dieser immer unten hing. Nachdem ich alles zerlegt, gesäubert und wieder zusammengesetzt hatte, funktionierte aber wieder alles einwandfrei.
Mit (wieder) voll funktionsfähigem Rad habe ich dann noch 2 Stunden Karlsbad erkundet. Eine super schöne Stadt, welche wie eine Mischung aus Amsterdam und Venedig wirkt. Nicht umsonst ist Karlsbad als eine von 11 Städten aus Europa für den Eintrag in die Welterbeliste der UNESCO 2020 nominiert. Es gibt sehr viele, schöne alte Fassaden und viele kleine Brücken. Die Stadt ist von Deutschland nicht weit weg; falls ihr mal in der Nähe seid, ein Abstecher dorthin lohnt sich!
Auf dem Weg zu meinen heutigen Gasgebern Katrin und Martin habe ich im Lidl noch eine Flasche deutschen Weißwein (Riesling Spätlese) als Gastgeschenk besorgt. Da ich mit den tschechischen Adressen noch nicht so zurecht kam, war ich beruhigt auf dem Klingelschild den richtigen Nachnamen zu lesen; ich hab mein heutiges Endziel also erreicht.
Kurz nach dem Klingeln rief mir Katrin vom obersten Balkon schon ein „Hallo“ zu. Kurz darauf öffnete Sie mir die Tür und hat mich herzlich empfangen. Mein Rad und die vorderen Taschen konnte ich im Keller verstauen, das restliche Gepäck habe ich mit in den 2. Stock genommen. Gerade oben angekommen fiel mir wieder ein: „Mist, die Flasche Wein ist in einer der vorderen Packtaschen!“ Also wieder Treppe runter, Falsche Wein aus der Tasche genommen und wieder rauf; habe ja die letzten Tage noch nicht genug Sport gemacht 🙂 !
Mit einem Glas Wasser versorgt hab ich mich erstmal mit Katrin auf den Balkon gesetzt. Wie immer wenn sich zwei reiselustige treffen, hat man sich direkt viel zu erzählen. Katrin ist deutsche, wohnt aber seit einigen Jahren in Tschechien. Ihr Mann Martin war noch auf der Arbeit, er ist Tscheche, konnte dafür aber auch ein sehr gutes deutsch. Kurz nachdem ich meine „warmschower“ genommen hatte, kam Martin auch schon von der Arbeit. Katrin hat uns beiden ein Abendessen vorbereitet, wozu wir deutschen Wein getrunken haben 🙂 . Kurz nach dem Essen kam noch ein Freund der beiden vorbei (Jan oder Hans oder Hanso oder so ähnlich ?); auch ein super netter Kerl. Nach einem kleinen Schwätzchen in der Küche und etwas grünem Veltiner sind wir noch auf den Hausberg der beiden spaziert. Hier gab es einen sehr tollen Aussichtspunkt und da es schon etwas dunkel wurde, hatte man einen schönen Blick auf die Lichter der Stadt. Wieder zurück, haben wir noch gegenseitig unsere Räder inspiziert. Immer wieder interessant mit welchen Teilen oder Modifikationen die anderen so durch die Weltgeschichte radeln. Eigentlich hatten Martin und Katrin für dieses Jahr geplant eine Backpacker Tour durch die USA zu machen. Aufgrund Corona mussten Sie allerdings umplanen und möchten nun mit dem Fahrrad einmal rund um Tschechien fahren. Aufgrund der vielen Gebirge auch ein sehr ambitioniertes Vorhaben; Martin sprach von rund. 2.600 KM.
Die Nacht verbrachte ich im Wohnzimmer auf ihrer Couch. Am nächsten Morgen gab es zum Abschied noch ein Frühstück. DANKE an Katrin und Martin, es war sehr schön bei euch! Viel Spaß bei eurer Radtour! Die Postkarte für an euren Kühlschrank kommt 🙂
Tag 9: Kurz nachdem ich mich von Katrin und Martin verabschiedet hatte, ging es direkt richtig zur Sache. Die Strecke begann mit einer Steigung, wie wenn man von den Manderscheider Burgen nach Manderscheid hoch fährt, nur das Ganze über 4 KM. Vorbei am Flughafen von Karlovary Vary ging es in sengender Hitze weiter Richtung Prag. Ich hatte für die rund 160 KM bis nach Prag noch 2 Fahrtage Zeit, wollte aber heute deutlich mehr als die Hälfte schaffen, um morgen nicht total erschöpft in Prag anzukommen. Es war heute deutlich über 30 Grad; mein Ziel war ein Campingplatz in Zbecno. Im Glauben eine tolle Schlussabfahrt zum Tagesziel zu erleben, habe ich kurz zuvor jedoch eine Abbiegung verpasst und kam in einem Nachbarort raus. Zwischen den Orten lag ein Berg und es gab leider nur diese eine Straße. Also musste ich die letzten 4 KM, welche ich mit teilweise 50 km/h runter gerauscht bin, nochmal mit 7 km/h wieder rauf. Endlich in Zbecno angekommen, teilte man mir auf dem Campingplatz mit, dass ich nur in Bar zahlen könnte. Es gab jedoch KM zuvor und auch im Ort selbst keinen Geldautomat und meine letzten tschechischen Kronen reichten leider nicht. „Oh man, was soll denn noch kommen …“
Wie bereits zuvor, musste ich mich also nochmals dazu motivieren, wieder in den Sattel zu steigen; es ging also weiter Richtung Prag!
Da mir so langsam die Möglichkeiten ausgingen, habe ich entschieden, dass es mal an der Zeit wäre wild zu campen. Meine Wasserflaschen durfte ich zuvor freundlicherweise noch in einer Gaststätte auffüllen. Nach einigem Hin- und Her-Suchen habe ich dann endlich einen geeigneten Platz gefunden. Nach den mittlerweile 129 KM in der Hitze war ich aber auch mittlerweile fix und fertig. Mit letzten Reserven habe ich noch mein Zelt aufgebaut und mir die Asia Nudeln zubereitet, welche ich als kleine, schnelle Notreserve im Gepäck hatte 🙂 . Erschöpft und um den Mücken zu entkommen, ging es unmittelbar danach ins Zelt. Außer das Reh, welches am nächsten Morgen vorbei kam, hatte mich niemand entdeckt. Das erste mal Wildcampen auf meiner Reise war somit auch vollbracht.
Prag, ich komme! Am nächsten morgen bin ich schon um 05:30 Uhr aus dem Zelt gekrabbelt, damit ich meine Sachen noch packen konnte, bevor es anfing zu regnen. Die Wettervorhersagen für den Tag waren nicht gerade rosig. Ca. 20 Minuten nachdem ich alles gepackt hatte und los geradelt bin, hat der tschechische Himmel auch schon seine Schleusen geöffnet. Die letzten gut 30 KM bis nach Prag ging es dann etwas nasser zu. In einem überschaubaren Dörfchen kam ich an einem kleinen Unterstand mit Bank vorbei und hab die Chance für eine kurze Pause und einen Kaffee genutzt. Die letzten KM bis in die Prager Innenstadt gingen leicht bergab und dann war es soweit: Ich habe Prag erreicht!
Ein Foto mit einem Prager Ortsschild blieb mir leider verwehrt; weit und breit war keins in Sicht. Bis zu meiner Check-In Zeit im Hostel hatte ich noch ein paar Stunden Zeit. Daher habe ich nach einem Café Ausschau gehalten und tatsächlich eins mit den perfekten Voraussetzungen für mich gefunden: kostenfreies W-LAN, 4 Steckdosen direkt bei meinem Tisch, mein Rad stand nur 20 cm neben mir hinter einer Glasscheibe, mein Rad stand dabei sogar trocken und natürlich gab es in einem Café auch Kaffee. Also beste Voraussetzungen um meine Reiseberichte zu schreiben.
Später ging es dann erstmal ins Hostel, wo ich für 3 Nächte unterkomme. Mein Rad darf ich während der gesamten Zeit im verschlossenen, kameraüberwachten Gepäckraum stehen lassen; super nett! Nach dem Bezug meines Zimmers habe ich dann noch die Waschmöglichkeiten im Hostel genutzt und bin anschließend noch kurz in die Stadt. Doch etwas gerädert von den Tagen zuvor, ging es an Tag 1 in Prag aber schon früh ins Bett.
Eine Sache habe ich an Tag 10 aber noch geschafft:
Ich habe meinen ersten Meilenstein-Aufkleber – Prag!
3 Gedanken zu „#4 Neues Land: Tschechien!“
Wahnsinn! Es ist so spannend, deine Berichte zu lesen! Ich bin so stolz auf dich! Viel Freude und Energie weiterhin! Wir fahren in Gedanken mit 😉🚴🏼🚴🏼♀️🚴🏼♀️🚴🏼♀️🚴🏼♀️😊❤️Liebe Grüße von Katja
Das ist wunderbar. Jetzt hast Du Deinen ersten Meilenstein. Weiterhin viel Spaß und gutes Gelingen. Du bist klasse.
Hallo, Stefan, Glückwunsch zum Etappenziel Prag. Den Aufkleber hast Du Dir echt verdient! Viel Erfolg und Spass weiterhin wünschen Dir Dietmar & Raphaela